Die Geschichte zu dem unten folgenden Text wird erzählt vom Film „Sophie Scholl – die letzten Tage“ – es ist die Geschichte der Geschwister Scholl, die in der Zeit des zweiten Weltkrieges im Widerstand gegen das Regime arbeiten, sich „Die weiße Rose“ nennen, sich mit Flugblättern sich an das Gewissen der Bevölkerung richten, es zu wecken, die Wertelosigkeit und -verkehrung „von unten auszuhebeln versuchen“ – die Gefahren, in die sie sich durch das Drucken und Verielfältigen ihrer Schriften bringen, nehmen sie bewusst in Kauf. Bis sie beim Verteilen ihrer Schriften in der Münchener Universität erwischt, ins Polizieverhör und schließlich vor den Gerichtshof gebracht werden. Die Geschichte endet mit dem Martyrium der beiden.
Der Film erzählt nicht nur die Geschichte der Geschwister – mit dem besonderen Augenmerk auf Sophie Scholl – er fängt auch die Stimmung der kollektiven Angst ein, die zu der Zeit (es ist das Jahr 1943, in der Krieg bereits verloren war, und nur noch sinnlos verlängert werden konnte) überall herrschte. Und er zeigt den Mut und auch die Einsamkeit, mit der die beiden aus der Menge herausstehen und Zeugnis geben.
Besonders greifbar wird dieses Zeugnis in der Schilderung der Gerichtsverhandlung, in der Sophie Scholl dem obersten Reichsrichter gegenübersteht, der sie mit lautstarken und sinnlosen Parolen einzuschüchtern versucht, und dem sie mit ihrer schlichten Überzeugung antwortet – und der Film zeigt, wer von beiden der Ohnmächtige ist – und wer von beiden das letzte Wort behält, unabhängig von Verurteilung und Hinrichtung.
Deshalb ist es auch ein Film, der, in aller schonungslosen Darstellung und Aufdeckung von Angst und Gewalt, hoffnungsvoll ist, und zeigt, dass auch diese Zeit der Geschichte ein menschliches Gesicht gehabt hat.
Unter all den Masken im Gerichtssaal
das einzige Gesicht –
die Rede, zu der sie gestellt wird,
zieht einen Kreis,
der sie alle so verloren aussehen lässt,
und mit der Zeit kippt das Gespräch
zu immer kurzatmigeren Wiederholungen
und immer hörbareren Worten –
(„Was wir sagen, das denken ja so viele.“)
die Hörenden entziehen sich
durch das Entfernen der Sprechenden –
nach verlesenem Urteil und Abführen ist es,
als hätten sie die einzige Anwältin
gegen das Todesurteil von sich gewiesen,
das sie über sich gefällt haben –
das abschließende Schweigen im Saal
erstickt jede Stimme,
umgeben von einem unerreichbar hellen Horizont.